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Social Scoring, die Auswertung der von Nutzern im Internet hinterlassenen Datenspur, gewinnt im E-Commerce immer mehr an Bedeutung. Das gilt beileibe nicht nur für den Bereich Werbung. So werden beim Social Scoring immer öfter auch Konsumenten aufgrund ihrer Aktivitäten in sozialen Netzwerken in Bezug auf ihre Kreditwürdigkeit beurteilt. Diese Praxis stellt im E-Commerce eine Entwicklung dar, die die zunehmende Relevanz des digitalen Nutzungsverhaltens unterstreicht.

Kreditnehmer als gläserne Konsumenten

Jeder Internetnutzer hinterlässt bei seinen Ausflügen in die virtuelle Welt eine breite Datenspur. Vor allem die sozialen Netzwerke greifen Unmengen von Angaben zur Person ihrer Nutzer ab. Darüber hinaus fungieren auch alle möglichen Apps als eifrige Sammler von persönlichen Interessen und Informationen. Das Verhalten der Nutzer, seien es google Suchanfragen, Surfverhalten oder Einkäufe liefert eine schier unfassbare Menge an Daten. Diese Datenmenge und ihre Verarbeitung wird als „Big Data“ bezeichnet und liefert gerade auch Anbietern von Produkten und Dienstleistungen wertvolle Informationen über Konsumenten und Zielgruppen.

Für Internet-Händler bieten diese Daten die Möglichkeit, ihre Werbung gezielter und ohne größere Streuverluste an den Mann zu bringen und sie erfahren, welche Ihrer Webseiten Kunden zum Kauf animieren und wann ein Abbruch des Shop-Besuchs erfolgt. Wer im E-Commerce tätig ist, kann aufgrund dieser gewonnenen Erkenntnisse die Präsentation seines Angebots und die Gestaltung seiner Homepage optimieren. So erhalten Online-Händler beispielsweise einen umfassenden Eindruck darüber, welche Zahlungsarten ihre Klientel bevorzugt und können so ihre Check-out Seite entsprechend ausrichten.

Für Beurteilung der Kreditwürdigkeit relevante Informationen

Sämtliche auf einer sozialen Plattform getätigten Klicks sind Mosaiksteine, die Informationen über den dazugehörigen Nutzer beinhalten. Vervollständigt sich das Bild, ergibt das einen Scorewert, der bei Bonitätsprüfungen für die Beurteilung von Kreditrisiken herangezogen wird. Dabei fließen auch persönliche Angaben zum Beziehungsstatus, Wohnort und ähnliche Informationen in die Auswertung mit ein.

Ebenso wird das soziale Umfeld mit einbezogen. Findet sich unter den Kontakten der vom Nutzer besuchten Internet-Plattformen eine überdurchschnittlich hohe Zahl von säumigen Schuldnern, kann dies auch dessen Kreditwürdigkeit negativ beeinflussen. Die aus den Daten gewonnenen Ergebnissen lassen Rückschlüsse auf das analoge Verhalten und letztlich auch auf die Glaubwürdigkeit von Kreditnehmern zu. Dass die Daten aus beiden Lebensfeldern zumindest in großen Teilen übereinstimmen, scheint nur logisch, denn es ist kaum anzunehmen, dass jemand, der im analogen Leben unseriös handelt, sich in der virtuellen Realität anders verhält – und umgekehrt.

Social Scoring: Instrument zukünftiger Bonitätsprüfungen

Es ist absehbar, dass Social Scoring bei der Einschätzung der Bonität von Kunden eine zunehmend größere Rolle spielen wird. Hier ist davon auszugehen, dass es zu einer immer intensiveren Auswertung der vom Konsumenten mehr oder weniger bereitwillig zur Verfügung gestellten Daten kommt. Eine derzeit erkennbare Entwicklung ist der wachsende Einfluss von Gesundheitsdaten auf die Beurteilung der Bonität einzelner Personen.

Wer das durchschnittliche Lebensalter erreicht oder überschritten hat, dürfte von kaum einem Geldinstitut ein langfristiges Bankdarlehen bewilligt bekommen. Möglicherweise gilt das in Zukunft auch für Menschen mit erhöhtem Gesundheitsrisiko. Beim Social Scoring fließen bereits heute jede Menge Daten in die Beurteilung der Kreditwürdigkeit einer Person, die auf den ersten Blick nicht damit zu tun haben. Obwohl es offiziell keine Alters- oder Geschlechterdiskriminierung geben darf, beeinflussen auch Angaben zu Geschlecht und Geburtsjahr den Scorewert von Kreditnehmern.

Was die Beurteilung der Bonität betrifft, erscheint Social Scoring aktueller und damit in seinen Prognosen zutreffender als traditionelle Systeme wie die Schufa und verwandten Auskunfteien. Im Gegensatz zu deren Profilen orientieren sich die auf aus Social Scoring basierenden Beurteilungen an Verhaltensweisen der Gegenwart. Moderne Systeme arbeiten bereits daran, Persönlichkeitsprofile aufgrund der durch BigData gewonnenen Informationen in Echtzeit zu erstellen.

Fazit

Social Scoring mag derzeit noch einige Defizite aufweisen, weil die aus der virtuellen Welt gewonnenen Erkenntnisse nicht in jedem Fall mit der analogen Wirklichkeit übereinstimmen. Im Zuge von Big Data werden diesbezüglich jedoch immer mehr Lücken geschlossen und Unterschiede bereinigt. Es ist offensichtlich, dass jeder Mausklick zu einem Gesamtbild beiträgt, aus dem sich Rückschlüsse auf Konsumverhalten, Charaktereigenschaften und somit auch über die Kreditwürdigkeit der jeweiligen Person ziehen lassen. Insofern ist abzusehen, dass in Bezug auf Bonitätsprüfungen Social Scoring das Instrument der Zukunft ist.

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