mikrokredite Mikrokredite | © Adeolu Eletu | unsplash.com

Existenzgründer und Unternehmer, die ein relativ geringes Darlehen benötigen, bekommen dafür von ihrer Bank häufig kein Geld. Das gilt auch für Personen, die sich aus der Arbeitslosigkeit heraus selbständig machen möchten. Daher scheitern vielversprechende Existenzgründungen bereits im Frühstadium, wenn es um die Finanzierung geht. Mikrokredite bieten diese in geringer Höhe und geben kapitalschwachen Unternehmern die Chance, ihr Vorhaben in die Realität umzusetzen.

Vorbild Schwellen- und Entwicklungsländer

Die Vergabe von Mikrokrediten hat ihren Ursprung in Schwellen- und Entwicklungsländern. Entstanden ist die Idee der Vergabe von Kleinstkrediten aus der Erfahrung heraus, dass Banken im Allgemeinen nicht daran interessiert sind, kapitalschwache Existenzgründer ohne finanzielle Sicherheiten mit Darlehen in geringer Höhe zu unterstützen. 2006 brachte es die Grameen Bank mit ihrem Gründer Muhammad Yunus zu einiger Berühmtheit, als Yunus für sein Konzept der Vergabe von Mikrokrediten den Friedensnobelpreis erhielt. Wenngleich der damaligen Euphorie inzwischen einige Ernüchterung gefolgt ist, sind Mikrokredite aus der heutigen Finanzwelt nicht mehr wegzudenken.

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Merkmale eines Mikrokredits

Kennzeichnen eines Mikrokredits ist die Vergabe niedriger Leihsummen bis zu einer Höhe von 25.000 Euro, wobei die Untergrenze bei einhundert Euro liegt. Allerdings wird die Höchstsumme nicht gleich zu Beginn gewährt. Erstantragsteller erhalten zunächst maximal 10.000 Euro und können den Kredit aufstocken, nachdem sie die bis dahin anfallenden Verbindlichkeiten getilgt haben.

Was einen Mikrokredit darüber hinaus auszeichnet, ist, dass er in aller Regel von Menschen in Anspruch genommen wird, die über eine geringe Bonität verfügen. Dies führt zu einem weiteren Merkmal, die Vergabe des Kredits betreffend: Mikrokredite werden nicht von herkömmlichen Geschäftsbanken vergeben. Üblicherweise beträgt die maximale Laufzeit sechsunddreißig Monate.
Antragsberechtigt sind alle Personen, die in Deutschland leben und hier unternehmerisch tätig werden wollen.

Der Deutsche Mikrokreditfonds

Das Jahr 2010 brachte für Deutschland die Gründung des Mikrokreditfonds. Der Fonds vergibt keine direkten Kredite, sondern überlässt es sogenannten „Mikrofinanzinstituten“ die Vergabe der Gelder zu regeln. Ein wichtiger Darlehensgeber ist die Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken, kurz GLS-Bank.
Mit dem von der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) in Zusammenarbeit mit dem Bundeswirtschaftsministerium und dem Ministerium für Arbeit und Soziales ins Leben gerufenen GLS Mikrofinanzfonds existierte seit 2004 bereits ein Vorgängermodell, aus dem zunächst der Mikrofinanzfonds Deutschland hervorging.

Nachdem sich herausstellte, dass die Ausfallquote der gewährten Darlehen erfreulich niedrig war, wurde 2010 der erwähnte Mikrokreditfonds auf den Weg gebracht, der auch aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds finanziert wird. Intention dieses Finanzierungsangebots ist es, die Möglichkeiten zur Aufnahme von Mikrodarlehen in Deutschland auszuweiten.

Darlehen der KfW-Mittelstandsbank

Die KfW-Mittelstandsbank hat sich die gezielte Förderung von kleinen Unternehmen und Existenzgründern mit geringem Kapitalbedarf zur Aufgabe gemacht. Mit ihrem Finanzprodukt „StartGeld“ fördert sie junge Unternehmen und Existenzgründungen, die die Grundlage für einen Haupterwerb bilden sollen.

Die Vergabe des StartGeld-Kredits kommt auch dann in Frage, wenn die selbständige Tätigkeit zunächst nur dem Nebenerwerb dienen soll. „StartGeld“ kann auch von Freiberuflern beantragt werden. „StartGeld“ gewährt Kredite bis zu einer Summe in Höhe von 100.000 Euro. Somit handelt es sich hier nicht um einen lupenreinen Mikrokredit, aber dieses Kreditangebot taucht häufig in Zusammenhang mit Suchanfragen nach Mikrodarlehen auf, weshalb es hier erwähnt werden soll.

Ansonsten können Mikrodarlehen von allen sogenannten „Mikrofinanzinstituten“ vergeben werden, die ihrerseits beim beim Deutschen Mikrofinanz Institut akkreditiert sind.

Vor- und Nachteile

Für Existenzgründer und Jungunternehmer liegen die Vorteile von Mikrokrediten klar auf der Hand. Sie können ihren Kapitalbedarf auch dann decken, wenn dieser ebenso wie ihre Bonität nur gering ist. Zudem müssen Sie sich nicht der kritischen Prüfung ihrer finanziellen Situation und ihrer unternehmerischen Fähigkeiten durch ihre Hausbank unterziehen.

Was weiterhin für diese Kreditform spricht, ist die gegenüber herkömmlichen Krediten weitaus kürzere Bearbeitungszeit. Allerdings sehen viele Kritiker gerade hier eine Schwachstelle dieses Darlehenskonzepts. Sie verweisen darauf, dass der Staat das Ausfallrisiko trägt, was zu einer verminderten Sorgfalt bei der Kreditgewährung führen könne.

Zudem bestehe die Gefahr, dass sich unseriöse Anbieter mit Hinweis auf den staatlichen Mikrokreditfonds einen ehrlichen Anstrich geben und Kreditnehmer in die Irre führen könnten. Schließlich wird die maximale Kreditlaufzeit von sechsunddreißig Monaten bemängelt, da erfahrungsgemäß erst nach dieser Zeit Gewinne erwirtschaftet werden.

Fazit Mikrokredite:

Mikrokredite bieten auch Existenzgründern mit geringer Bonität und niedrigem Kapitalbedarf die Möglichkeit sich Fremdkapital zu beschaffen. Wie bei jeder Vertragsunterzeichnung gilt es auch beim Abschluss einer Vereinbarung über ein Mikrodarlehen die Konditionen genau zu prüfen. Vorsicht ist vor allem dann geboten, wenn sich Unternehmens- und Finanzberater als Kreditvermittler ins Spiel gebracht haben und eigene Finanzprodukte verkaufen möchten.